Muslime und Muslima in unserer Stadt (er)leben den Fastenmonat Ramadan

– die Christlich-Islamisch-Jüdische Arbeitsgemeinschaft sendet herzliche Grüße in Verbundenheit!

Am Donnerstagabend, dem 23. April begann für die Muslime der Fastenmonat Ramadan. Sie sind aufgerufen, von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang zu fasten, wenn sie dazu gesundheitlich in der Lage sind.

                                                                                                                                              Das Wort „Fasten“ kommt aus dem Hebräischen und bedeutet: Die Seele beugen. Im Arabischen heißt Fasten: „Saum“ – es bedeutet Herz und Seele reinigen, Platz für den Glauben schaffen und an Menschen denken, denen es nicht so gut geht. Juden haben gerade vor „Pessach – das Fest der Erinnerung des Auszugs aus Ägypten und die Befreiung“ gefastet. Sie fasten höchstens 25 Stunden am Stück. Auch die Christen waren aufgefordert, 6 Wochen bis zum Osterfest, der Auferstehung Jesu, zu fasten.                                                                                              Auch im Alevitentum ist das Fasten ein bedeutendes Element.                                                                                                                      Es gibt hier die Fastenzeit „Muharrem“ (Muharram), bekannt auch unter „Oniki Imam“ (12 Imame) und das Hizir Fasten. Das Muharrem Fasten beginnt jedes Jahr am 21. Tag nach dem Opferfest und dauert 12 Tage an. Das Hizir Fasten geht drei Tage, dieses beginnt in den meisten Regionen am 13. Februar und endet am 15. Februar. In manchen Regionen weicht es jedoch von diesen Zeiten ab.                                                                                                                                                                                                                                                                       In unserer interreligiösen Arbeitsgemeinschaft hier in Marl haben wir uns darüber ausgetauscht. Welche Bedeutung hat das Fasten in den 3 großen Weltreligionen, die sich in ihrer Geschichte alle auf den Stammvater „Abraham“ berufen, darum auch „Abrahamitische Religionen“ genannt werden?                                                                                                                                                   So sind unsere Antworten gleich: Die Zeit des Fastens ist eine Zeit der Besinnung auf sich selbst, ein Überprüfen der eigenen inneren Situation, aber auch ein Überdenken der Werte der eigenen Religion.                                                                                                                                   Christen in der heutigen Zeit leben die Fastenzeit unterschiedlich streng – im Gegensatz zu den meisten muslimischen Gläubigen. Zum Fastentag gehört für alle Muslime das Fastenbrechen nach Sonnenuntergang.  Dann treffen sie sich zum Gebet und dem Essen in Gemeinschaft. In unserer Arbeitsgemeinschaft ist es Brauch, zum Iftaressen, dem Fastenbrechen, eingeladen zu werden, ebenso, wie  die Nachbarn, Freunde und Hilfsbedürftige. Es ist immer eine gesellige Runde.                                                                                                                                    Nur in diesem Jahr ist das in dieser Form, in Zeiten der Corona-Pandemie 2020, nicht möglich. Aktuell können sie alle nicht zur Moschee gehen, um gemeinsam zu beten und sich in den Moscheegemeinden unserer Stadt zu versammeln. Durch die Familien geht der „Corona-Schnitt“, Eltern, Kinder und Enkel dürfen nicht zusammensein, so wie es die Juden und Christen in ihren religiösen Zeiten ja schon erleben mussten.                                                                                                   „Warum gehen wir nicht zu Oma?“, diese Frage müssen dann die Eltern ihren kleinen Kindern beantworten. „Muss Oma/ Opa heute Abend alleine essen? Das ist nicht schön für sie! Oma ist schon wieder allein!“  Ramadan zur Zeit der Corona-Krise bedeutet wahrlich großen Verzicht! Nach der langen täglichen Auseinandersetzung mit sich selbst weiterhin Stille: kein Gebetsaufruf wie bei den Christen in unserer Stadt als Zeichen der Zusammengehörigkeit,  kein Beten in der Moschee und kein Essen in Gemeinschaft!                                                                                                                                                            Menschen in unserer Stadt leben, geprägt durch die eigenen Erfahrungen, gerade verständnis- und respektvoller gegenüber der psychischen Belastung angesichts der gesetzlichen Bestimmungen durch die Corona- Pandemie.

Der Bürgermeister sandte Grußworte der Stadt an die hier lebenden Muslime in den Moscheegemeinden.                                                                                                                               Dr. Dieter Graumann, Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland schrieb den Muslimen: „Der Ramadan ist eine festliche Zeit, in der die Familien zusammenkommen. Zugleich ist es eine Zeit der Einkehr und Reflexion. Für diese besinnliche Zeit wünschen wir von Herzen alles Gute! Diese Zeit ist uns aber auch Anlass, noch einmal und verstärkt für noch mehr Verständnis zwischen Juden und Muslimen zu werben! Künftig sollten wir versuchen, nicht nur in Zeiten, in denen wir gemeinsam bedrängt werden, sondern auch im Alltag noch mehr aufeinander zuzugehen und mehr Nähe und Vertrauen wachsen zu lassen. Allen Muslimen wünschen wir von Herzen: Einen friedlichen und frohen Ramadan und Gottes Segen!“                                                                                                                                               Wir hier in Marl können darum stolz auf das bisher Erreichte in den vergangenen 20 Jahren sein: 20 Jahre aufeinander zugehen, Verständnis und Vertrauen schaffen! Ein Vorbild für andere Städte!                                                                                                                                                     Die evangelischen und katholischen Kirchen haben sich durch Segenswünsche an die Muslime gewandt und würdigen den gemeinsamen Einsatz für Frieden als bleibende Aufgabe aller Religionen: „Er ist die Grundlage für ein menschenwürdiges Leben und die größte Gabe, die wir einander zukommen lassen können. In der Bibel heißt es: ‚Suche Frieden und jage ihm nach!‘ (Psalm 34, Vers 15). Und auch der Koran fordert auf, ‚Frieden unter den Menschen zu stiften‘ (Sure 2, Vers 224).“ Als Beispiel, wie dies unter weitaus schwierigeren Bedingungen als in Deutschland gelingen kann, greift das Grußwort der Kirchen den Einsatz von Muslimen und Christen für Versöhnung und Verständigung in der vom Bürgerkrieg zerrissenen Zentralafrikanischen Republik auf: „Da, wo wir Empathie, Solidarität und Freundschaft üben und wo wir uns gemeinsam der Ungerechtigkeit entgegenstellen, wirken wir am Werk des Friedens mit.“    

 

Die Christlich-Islamisch-Jüdische Arbeitsgemeinschaft wünscht in diesem Sinne den Muslimen hier in Marl und in der Welt einen  „Gesegneten Ramadan!“

 

Im Namen aller

Beatrix Ries

(Öffentlichkeitsarbeit in der CIJAG)

Mobil: 0176-61220952