1.1. Hannover: Religionsgemeinschaften wollen verantwortlicher mit Schöpfung umgehen
Vertreterinnen und Vertreter aus Judentum, Christentum und Islam haben in Hannover zu einem ver-
antwortungsvolleren Umgang mit der Schöpfung aufgerufen.
Der katholische Bischof Heiner Wilmer aus Hildesheim sagte bei der interreligiösen Zusammenkunft
im Forum St. Joseph in Hannover, ein so großes gesellschaftliches Thema lasse sich nur gemeinsam
besprechen: „Im Haus der Schöpfung wohnen alle Menschen und Religionen.“ Der Ratsvorsitzende der
Konföderation evangelischer Kirchen in Niedersachsen, Bischof Thomas Adomeit, mahnte, die Religi-
onsgemeinschaften selbst müssten noch viel in Sachen Umwelt- und Klimaschutz tun.


Rabbinerin Ulrike Offenberg sagte in ihrem Impulsvortrag, es sei „schlimmster Verrat an Gott“, dass
Menschen seit der industriellen Revolution Gottes Schöpfung und somit ihre eigenen Lebensgrundlagen
zerstörten. Religiöse Menschen müssten sich selbst, ihre Gemeinde und die Gesellschaft mit diesem
Verrat konfrontieren. Sie müssten auch ihre Theologie und ihre religiöse Lebensweise hinterfragen.
Wenn Gemeinden Abfallvermeidung, Umwelterziehung und Klimaneutralität umsetzten, sei all das „ein
deutlicheres Zeugnis für unsere Treue zu Gott“ als Davidstern, Halbmond oder Kreuz, so die Rabbinerin
der liberalen jüdischen Gemeinde Hameln.
Muna Tatari, Professorin für Islamische Theologie an der Universität Paderborn, fügte hinzu, das
Verhältnis eines Menschen zu Gott hänge auch vom Verhältnis zu anderen Lebewesen ab: „Die Bezie-
hung zum Schöpfer“ zeige sich „an der Beziehung zur Schöpfung“. Dirk Preuß, Umweltbeauftragter der
katholischen Diözese Hildesheim, sagte, die Trauer um die Zerstörung des Planeten sei auch ein gro-
ßes seelsorgliches Thema. Religionsgemeinschaften könnten aber nur dafür ansprechbar sein, wenn
sie selbst „glaubwürdig alles uns Mögliche unternehmen, die Ausbeutung der Natur zu beenden“.
Die niedersächsischen Kirchen hatten unter dem Titel „Gemeinsam Schöpfung bewahren“ erstmals
zu einer jüdisch-christlich-muslimischen Begegnung eingeladen. Ministerpräsident Stephan Weil (SPD)
wünschte den Beteiligten, dass die Begegnung der drei Religionsgemeinschaften künftig regelmäßig
stattfinde. „Als Land freuen wir uns sehr über diese Initiative“.

Quelle: Newsletter Christen und Muslime in Niedersachsen – Mitteilungten 5/2022 Anfang Juni 2022

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