CIJAG MARL | ABRAHAMSFEST
Grundsätzliches
10. Dezember – Tag der Menschenrechte
Die Gastfreundschaft in den Abrahamitischen Religionen
Wie bei allen Völkern des Orients galt es auch in Israel als heilige Pflicht und kulturelle Selbstverständlichkeit, Fremde willkommen zu heißen und Gastfreundschaft zu üben. Die hebräische Bibel schildert in den Vätergeschichten wie in den Erzählungen aus der frühen Zeit Israels ausführlich, wie beispielsweise Abraham die drei Männer in sein Zelt einlädt und
liebevoll bewirtet (Gen 18): Er hatte – ohne sein Wissen – drei Engel aufgenommen. (Ex 16 f.).
So gehört zur ursprünglichen Gotteserfahrung des jüdischen Volkes nicht nur seine Befreiung, sondern gleich ursprünglich die göttliche Gastfreundschaft, die sich auch erstreckt auf das leibliche Wohl und den physischen Schutz des Fremden sowie die Versorgung seiner Tiere. Solche Gastfreundschaft ist Zeichen der Frömmigkeit und der daraus erwachsenden ethischen Verpflichtung.
Gastfreundschaft begleitet den gesamten Lebensweg des Volkes Israel wie des einzelnen Juden auf seinem Weg durch die (Lebens-)Geschichte. „Das nachbiblische jüdische Schrifttum widmet dieser religiösen Pflicht besondere Aufmerksamkeit; sie gehört zu den Grundlagen der Mitmenschlichkeit und damit auch der Wohlfahrtspflege.
Und schließlich ist da auch die große Hoffnung Israels, dass Gott sich am Ende der Geschichte für alle auf dem Zion als großzügiger Gastgeber offenbaren wird. (Jes 25, 6 ff .)
Glaubens-Praxis ist Teilen und ihre Grenze ist allein, dass Menschen keine Not mehr leiden. „Sei, was du bist. Gib, was du hast“ schreibt die exilerfahrene jüdische Dichterin Rose Ausländer.
Alle essen, alle werden satt und es ist noch jede Menge übrig! Das ist die Erfahrung, die auch das neue Testament beschreibt. Der Gott, der die Israeliten auf dem Weg durch die Wüste mit dem Manna speiste, ist der Gott des Juden Jesus. Seine Gastfreundschaft und die derer, die ihn und seine oft zahlreichen Begleiter*innen gastfrei aufnahmen, waren Beispiel für die ersten christlichen Gemeinden, die „abwechselnd von Haus zu Haus“ einander Gastgeber
und Gastgeberinnen wie Gäste waren (Apg 2, 42–47), und solche Gastfreundschaft führte sogleich zu verändertem Leben: „Die Menge der Gläubigen war ein Herz und eine Seele; und kein einziger sagte, dass seine Güter noch sein Eigentum wären, sondern es gehörte ihnen
alles gemeinsam.
„Der Gastfreundschaft vergesset nicht! denn durch diese haben etliche ohne ihr Wissen Engel beherbergt.“ (Hebr 13, 2) Auch im Islam ist die Gastfreundschaft von zentraler Bedeutung und die einladende Freundlichkeit und überschwängliche Bewirtung in muslimischen Familien geradezu legendär.In muslimischen Ländern wurden früher Fremde drei Tage lang in Hospizen
bewirtet – ohne dass auch nur jemand nach dem Namen fragte.
Gastfreundschaft über religiöse und nationale Grenzen hinweg war und ist vielerorts noch heute eine selbstverständliche Praxis, denn sie ist geteiltes Leben und bereichertes Leben, Wegzehrung, Stärkung auf unserm gemeinsamen Weg in die Zukunft.
Gastfreundschaft über religiöse und nationale Grenzen hinweg war und ist vielerorts noch heute eine selbstverständliche Praxis, denn sie ist geteiltes Leben und bereichertes Leben, Wegzehrung, Stärkung auf unserm gemeinsamen Weg in die Zukunft.