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Corona-bedingt sind aufgrund der Voranmeldung sämtliche Plätze
bereits vergeben. Für die Angemeldeten 50 Personen spielt Aeham Ahmad das
Konzert am 30.Okt. zweimal – mit einer Hygiene-Pause dazwischen. Wer nicht
angemeldet ist, hat keine Chance, einen Platz zu bekommen. Leider.
„Empfindsam sein – für die Schönheit der Musik und für den Menschen neben sich“
„Wofür ist der Mensch in seinen besten Momenten empfindsam? Für Schönheit! Und für seinen Nächsten!“. Damit beschrieb Sonja Zekri 2015 den Pianisten Aeham Ahmad, nachdem er gerade aus der vom Krieg ausgemergelten Heimat Syrien nach Deutschland geflohen war. Nun schreiben wir das Jahr 2020. Wir leben seit über 8 Monaten in und auch mit einer Pandemie! Und dieser Satz über Aeham Ahmad, der am kommenden Freitag in der Scharounaula gleich zwei Konzerte spielen wird, passt immer noch.
Als die Verantwortlichen der christlich-islamisch-jüdischen Arbeitsgemeinschaft bei ihm, dem „Pianisten in Trümmern“ von Jarmouk, einem Stadtteil von Damaskus/ Syrien, anfragten, ob er sich vorstellen könne, die Schirmherrschaft für das 20. Abrahamsfest 2020 zu übernehmen, sagte er ziemlich schnell zu. Ihm lagen Informationen über die langjährige Arbeit der Aktiven für den Dialog unter den Kulturen und Religionen und somit den Frieden unter den Menschen vor und er nickte begeistert. Passte doch auch das Motto in diesem Jahr “Jugend- zwischen den Stühlen – aktiv!“ zu seinem Leben, das er wahrlich zwischen den Stühlen verbracht hatte und immer noch lebt. Seinen Lebensunterhalt zu bestreiten, ist für ihn als Künstler, wie für viele, sehr schwierig. Viele Konzerte seiner Deutscland-Tournee sind ausgefallen, verschoben.
Im September konnte eine kleine interreligiöse, Generationen überspannende Delegation der Arbeitsgemeinschaft den Ausnahmekünstler in Daseburg, einem kleinen Dorf in Ostwestfalen besuchen, um ihn und seine Familie näher kennenzulernen und auch die letzten Absprachen für das große Konzert am kommenden Freitag, dem 30. Oktober, in der Scharounaula zu treffen. An dieser Stelle kommen einige der Mitreisenden zur Sprache: „Aeham Ahmad zeigte uns immer wieder sein Gefühl, dass es egal ist, woher der Andere kommt. Jeder von uns erzählte von seiner Religion. Seine Eltern, seine Frau und auch die Kinder hörten aufmerksam und interessiert zu. Alle Gedanken wurden respektiert! Da nicht alle Familienmitglieder schon der deutschen Sprache mächtig sind, war es selbstverständlich, dass auch innerhalb der Familie beständig übersetzt wurde. Diese Familie mit dem mit 7 Jahren erblindeten Vater zeigte uns: Was auch immer passiert, es kann sich zum Guten wenden“(Ceylan Aslan). „Die Zielstrebigkeit dieser Familie und deren Zusammenhalt hat mich sehr gerührt. Obwohl sie es in ihrer Heimat vor und vor allem während des Kriegs jeder für sich und als Familie sehr schwer hatten, haben sie sich durchgekämpft, sind sie mit allem zufrieden und lieben Deutschland. Sie sind ein gutes Beispiel für viele Familien!“ (Nazife Güner) „Es ist so erfreulich, dass Aeham Ahmad es nach seiner eigenen Flucht geschafft hat, im Rahmen der Familienzusammenführung seine Familie nachzuholen, obwohl es extrem schwierig ist, allen Widrigkeiten zu trotzen und allen behördlichen Auflagen nachzukommen.Hochachtung dafür, dass er für alle Kosten seiner Eltern aufkommt, die er ohne finanzielle Unterstützung nachgeholt hat“(Almuth Dreier). „Aeham Ahmad ist nicht nur am Klavier ausdrucksstark, sondern auch besonders, wenn er voller Leidenschaft redet“(Hartmut Dreier). „Ich bin froh, nach schulischen Absprachen, mitgefahren zu sein. Ich erinnere mich gerne an ein gemütliches Beisammensein im Hof der Familie, mit einem vorzüglichen Essen aus der arabischen Kultur. Besonders beindruckt hat mich schon da sein Spiel auf einem einfachen Klavier und seine imposante weiche Stimme“ (Patrick Höfken). „Aeham Ahmad ist in meinen Augen mehr als ein Pianist. In seinen Liedern und auch Erzählungen spürt man diese Weitsicht eines doch noch jungen Mannes, der die Höhen und besonders die Tiefen eines menschlichen Lebens hautnah erlebt hat.Und er ist Realist, der einschätzt, dass er vielleicht nicht immer als Pianist seine Familie ernähren kann. Auch darin ist diese besondere Familie auf einem guten Weg. Ich hoffe für uns, dass die „Musik der Hoffnung“ viele erreichen darf.“ (Beatrix Ries)
So sind die Worte von Sonja Zekri, damals auch heute noch richtig gewählt: „Viele halten Aeham Ahmad für wahnsinnig, manche dachten das immer. Die Menschen hungern, und er macht Musik (in Jarmouk einem Stadtteil von Damaskus in Syrien). Aber es ist ja mehr als das, es geht ums Prinzip, darum, dass er sich diesem Krieg, der Herrschaft des Todes und der Gewalt einfach verweigert, dass er festhält, an dem, was der Mensch in seinen besten Momenten ist: empfindsam für Schönheit. Und für seinen Nächsten. Er ist ein Künstler im besten Sinne“.
Und heute? Die Verantwortlichen und der Pianist verweigern sich nicht dem Corona-Virus, sondern planen voller Verantwortung in enger Zusammenarbeit zwischen Stadtverwaltung und AG diesen Event. Kein Rahmenprogramm im Foyer! Kein Rahmenprogramm auf der Bühne durch jugendliche Kulturschaffende aus der Region! Es dürfen nicht viele in die Scharounaula – nur 2 mal 50 Gäste mit festgelegten Platznummern. Und nur mit vorheriger Anmeldung über den i-Punkt (abgeschlossen), damit am Eingang keine lange Besucherschlange entsteht. Die beiden Konzertbesucher-Gruppen sind vorbereitend telefonisch zusammengestellt worden. Nach beiden Konzerten wird es kein „Come Together“ geben. Alle müssen zügig nach Hause gehen. Die Konzerte werden zeitversetzt im Internet zu sehen sein. Mit all dieser Vorsicht wissen die Aktiven um die Bedeutung von „Schönheit der Musik“ und des Auftrags „Der Mensch ist für den Menschen da!“- vor allem in Zeiten dieser Pandemie.
Unsere Kulturdezernentin Frau Claudia Schwidrik-Grebe wird den Künstler begrüßen!
Info-Block: Aeham Ahmad – Konzert der Hoffnung „Music for Hope“ Freitag, 30. Oktober 2020 Konzert 1: 18.00 – 19.00 Uhr; Einlass ab 17.30 Uhr; Belüftungspause, Konzert 2: 20.00 – 21.00 Uhr; Einlass