Fotos: (Urheberrechtlich: Staatssekretärin Müntefering )

„Der DGB Marl ruft zusammen mit dem Evangelischen Kirchenkreis Recklinghausen, der Katholischen Pfarrgemeinde Sankt Franziskus Marl, der Pfarrei Heilige Edith Stein, der christlich-islamischen Arbeitsgemeinschaft Marl und den Einzelgewerkschaften IGBCE, IG Bau, ver.di, EVG, GEW, GDP, IG Metall und NGG zu einem ökonomischen
Gottesdienst für ein solidarisches Europa auf. Das Motto: „Hand in Hand gegen Flächenbrand. Der Mensch im Mittelpunkt“.

Was für ein wichtiges Zeichen – dass christliche Gemeinden, unterschiedlicher Konfessionen gemeinsam mit den großen Gewerkschaften und dem christlich-islamischen Arbeitskreis hiermit setzen. Es kommt in einer wichtigen Zeit. Wo Nationalismus wieder auf dem Vormarsch ist, müssen wir uns alle stark machen, gemeinsam: für ein
solidarisches Europa. Gemeinsamkeit ist heute, wie vieles, nicht mehr selbstverständlich. Die Gesellschaft individualisiert sich zunehmend. Das sehen wir nicht nur in und an den neuen Medien, die soziale Medien genannt werden, der Tonfall, der dort herrscht ist jedoch viel zu oft eher asozial. Insbesondere rassistischer Hass und Hetze, etwa gegen Muslime, ist weit verbreitet, Vorurteile werden oft verstärkt anstatt aufgelöst, Konsens wird schwieriger. Verstehen Sie das nicht falsch – ich bin mit der technischen Entwicklung aufgewachsen und sehe große Chancen in ihr – und ich glaube an die Vernunft der Menschen – aber wir müssen auch sehr genau überlegen, was wir den negativen Kräften – ob online oder offline –
entgegensetzen. Denn: Nicht zuletzt gefährdet diese gesellschaftliche Entwicklung auch die Demokratie. Demokratie lebt von der Auseinandersetzung der Menschen miteinander, von dem Ringen um den besten
Weg, von Argumenten und von Kompromiss.
Den Glaubensgemeinschaften als auch den Gewerkschaften (und ich will die demokratischen, politischen Parteien hier ebenfalls mit einbeziehen) kommt deswegen eine besondere Verantwortung zu. Denn sie bringen Menschen
zusammen, sie wirken im Sinne des Grundgesetzes und des friedlichen Zusammenlebens. Dieses Grundgesetz feiert in wenigen Wochen seinen 70. Geburtstag. Die Würde des Menschen, aller Menschen gleichermaßen, zu schützen, bleibt unser Auftrag. Alle Religionen finden sich in ihm und durch dieses Grundgesetz verbunden. Und nicht zuletzt sind es ja immer die
Begegnungen mit Menschen, die einen prägen, und wenn man Glück hat, einen auffangen, mitnehmen und Vertrauen geben. Gemeinschaft und Solidarität herzustellen ist umso wichtiger. Sie tun das mit Ihrem Engagement. Dafür
danke ich Ihnen ganz besonders.
Die Europawahl wird entscheidend. Wir müssen aus meiner Sicht drei Dinge klar machen: Auch Europa muss den Menschen in den Mittelpunkt stellen – es muss ein soziales Europa sein. Europa muss Solidarität von allen verlangen – es muss einen Ausgleich schaffen zwischen Markt und Mensch. Und: Europäische Politik muss immer auch Friedenspolitik sein.
Sehr verehrte Damen und Herren, wir stehen vor eben jener Frage: Meinen wir, wenn jeder an sich selbst denkt, ist an jeden gedacht – oder meinen wir, dass wir miteinander mehr erreichen? Ich bin überzeugt: Das Ruhrgebiet kennt die Antwort! Lasst uns weiter eintreten: Für ein solidarisches Miteinander, für Frieden und einen optimistischen Blick in
die Zukunft. Gottes Segen kann dabei nicht schaden.“

Am Sonntag, 31. März 2019 sprach Staatssekretärin Michell Müntefering vom Auswertigen Amt Berlin, in der Pauluskirche Marl-Hüls. Im  Rahmen des seit Jahrzehnten jährlichen Solidaritätsgottesdienstes. 
Veranstalter: Stadt Marl, Ev.Kirchenkreis Recklinghausen, ESM Ev Stadt Kirchengemeinde Marl, Dekanat Marl, Fatih-Moschee, CIAG Marl Christlich Islamische Arbeitsgemeinschaft Marl, DGB, Einzelgewerkschaften und Betriebsräten in Marl.

Frau Müntefering sprach weitgehend frei; am 29.4.2019 schickte ihr Büro das hier dokumentierte Zitat.